Über uns

nexus ist ein psychotherapeutisch-psychiatrisches Beratungsnetzwerk unter der Trägerschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin, das von der Landeskommission Berlin und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird.

 

Ziel des Projekts ist, Fachberatungsstellen, die zum Phänomenbereich des islamistischen Extremismus arbeiten, bei Bedarf durch psychotherapeutische oder psychiatrische Interventionen kostenlos zu unterstützen. Zudem bieten wir Gespräche für Beratungssuchende an.

Unser Anliegen

nexus wurde im Januar 2023 ins Leben gerufen, um mit einem explizit psychotherapeutischen und psychiatrischen Angebot eine Leerstelle in der zivilgesellschaftlichen Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit zu füllen. Denn seit Jahren weisen Fachberatungsstellen auf einen wachsenden Bedarf psychotherapeutischer Interventionen hin. Auch deuten Studien auf eine Relevanz von psychischen Belastungen unter radikalisierten Menschen hin. Diesem Bedarf begegnet das Team von nexus mit langjähriger Erfahrung und praxisnahen Angeboten.

 

Mehr zu unserem Selbstverständnis können Sie hier nachlesen: Im Gespräch bleiben in Krisenzeiten.

Unser Team

Das Team von nexus besteht aus 

Einige sind in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit seit vielen Jahren aktiv und verfügen über vielfältige Erfahrungen in der kultur- und religionssensiblen Zusammenarbeit mit psychisch belasteten Menschen, die in Radikalisierungsvorgänge eingebunden sind. Ebenso arbeiten sie mit Angehörigen und Fachkräften der Fachberatungsstellen. 

Die Mitarbeitenden verfügen über jeweils eigene Expertisen auf ihren jeweiligen Fachgebieten der Psychotherapie und Psychiatrie, die sie bei nexus einbringen. Das Team setzt sich aus Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Kontexten zusammen.

nexus ist mit Berlin und Leipzig an zwei Standorten mit eigenen Büros und Fachkräften vertreten. So können die mobilen Mitarbeitenden auch in mehreren Bundesländern zur Verfügung stehen.

Das Projekt wird geleitet von Dipl.-Psych. Kerstin Sischka (psychotherapeutische Leitung) und Prof. Dr. Christiane Montag (ärztliche Leitung).

Unsere Angebote

Über unser kostenloses Leistungsangebot für Rat- bzw. Beratungssuchende, Fachberatungsstellen oder Angehörige von Heilberufen können Sie sich hier informieren.

Anfragen für Beratungsgespräche können Sie per E-Mail oder telefonisch an uns richten.

 

Kontakt aufnehmen 

Grundsätze unserer Arbeit

Uns sind Standards in der psychotherapeutischen Arbeit sehr wichtig. Hier können Sie sich darüber informieren.

Fachliche Kompetenz und Verfahren

Unsere psychotherapeutischen und psychiatrischen Fachkräfte verfügen über staatlich anerkannte Berufsabschlüsse und Qualifikationen in Ihren jeweiligen Fachgebieten. Sie verfügen über ein Studium der Psychologie oder Medizin und entweder über eine Approbation oder befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der fachärztlichen oder psychotherapeutischen Weiterbildung. Sie folgen dementsprechend anerkannten Standards und Richtlinien der psychotherapeutischen und ärztlichen Berufskammern und Fachgesellschaften. Sie sind zur Wahrung eines gesetzlich geregelten Berufs- und Standesrechts verpflichtet.

Ob neben der psychotherapeutischen Beratung auch eine ärztliche Vorstellung erforderlich ist, wird in Abhängigkeit von den Bedarfen der kooperierenden Fachkräfte oder den Klient*innen entschieden. Unsere ärztlichen Mitarbeitenden haben langjährige Erfahrungen in der psychiatrischen Arbeit mit psychisch komplex belasteten Menschen. 

Das Team kann auf die Wirkweisen der folgenden Psychotherapie-Verfahren zurückgreifen:  

  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP)
  • Analytische Psychotherapie (AP)
  • Verhaltenstherapie (VT)
  • Systemische Therapie (ST)

Zudem werden fundierte Kenntnisse aus den Feldern Sozialwissenschaft, Politikwissenschaft sowie Pädagogik eingebunden. In Fallberatungsgesprächen werden bewährte Methoden und ein fester methodischer Rahmen angewendet.

Unser Team ist auf kultur- und religionssensible Therapieansätze und Arbeitsweisen in der Fallarbeit und Beratung geschult und spezialisiert.

Schweigepflicht

Alle Gespräche mit psychiatrischen und psychotherapeutischen Fachkräften unterliegen per Gesetz einem besonderen, weit umfassenden Schutz der Vertraulichkeit. Sie unterliegen der Schweigepflicht, wie sie im § 203 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs geregelt sind. Das bedeutet nicht nur, dass alle Gesprächsinhalte der strengsten Vertraulichkeit unterliegen, sondern dass Gesprächsinhalte nicht ohne das schriftliche Einverständnis anderen Parteien mitgeteilt werden dürfen. Die Schweigepflicht umfasst auch zurückliegende Straftaten. Auch zu diesen dürfen unsere Fachkräfte keinerlei Auskünfte an Dritte geben. Eine Ausnahme ist nur dann möglich, wenn dafür Ihrerseits eine schriftliche Entbindung von der Schweigepflicht vorliegt oder im Falle der Abwendung einer schwerwiegenden akuten Eigen- oder Fremdgefährdung. 

Anonymisierte Basisdaten wie Alter, Geschlecht oder Berufsstatus werden nach Zustimmung durch die Klient*innen der wissenschaftlichen Mitarbeit zur Verfügung gestellt. Für die Erhebung der Beratungszufriedenheit bieten wir zudem am Ende einer Beratung an, einen anonymisierten Evaluationsbogen auszufüllen, der für die wissenschaftliche und praxisorientierte Weiterentwicklung des Projekts von großem Wert ist. 

Sollten sich Fragen oder Unsicherheiten bezüglich des Schutzes der Gespräche ergeben, können Sie diese vorab oder im Rahmen der Beratung jederzeit ansprechen. 

Beratung auf Augenhöhe

Sie können sich sicher sein, offen und respektvoll unterstützt zu werden. Wir bieten einen geschützten Rahmen für Menschen aller Kulturen und Herkünfte, religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen, Geschlechter sowie sozialer Verhältnisse. 

Unser Team ist auf kultur- und religionssensible Therapieansätze und Arbeitsweisen in der Beratung und Fallarbeit geschult und spezialisiert. 

Sollten gezielte Wünsche bei der Beratung oder Bedenken auftauchen, ermuntern wir dazu dies offen anzusprechen.

Vertrauen und Freiwilligkeit als gemeinsame Basis einer Arbeitsbeziehung

Die Beratung kann einmalig oder auch in einem vereinbarten Zeitraum in Anspruch genommen werden. 

Eine längerfristige Zusammenarbeit oder Beratung setzt eine Arbeitsbeziehung voraus, bei der Rahmenbedingungen, vereinbarte Ziele, Termine und eine verlässliche Kommunikation wichtige Eckpfeiler für ein stabiles Vertrauensverhältnis bilden. 

nexus unterstützt ausstiegsbereite Klient*innen, die sich freiwillig auf diese Arbeitsbeziehung einlassen möchten. 

Fachstellen, die mit uns dauerhaft zusammenarbeiten möchten, bieten wir die Vereinbarung eines Kooperationsvertrags mit Geltung für das laufende Jahr an, der bei Bedarf und Weiterförderung des Projekts verlängert werden kann.

Kostenlose Beratung

nexus wird durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Landeskommission gegen Gewalt Berlin vollständig finanziert. Die therapeutische Beratung oder Angebote für Fachberatungsstellen sind daher immer kostenlos

Anfallende Kosten wie für Anfahrten, Verschreibungen oder die Anbindung an externe therapeutische Einrichtungen können nicht durch das Projekt getragen werden. Sozialverträgliche Lösungen werden angestrebt, beispielsweise durch die Möglichkeit mobiler oder aufsuchender Beratung oder die Vermittlung an externe Ansprechpersonen oder Fachberatungsstellen in Wohnortnähe.

Wir im Netzwerk

nexus wird durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Landeskommission gegen Gewalt Berlin gefördert. Unser Projektarbeit ist seit 2023 unter der Trägerschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin tätig.

Wir bieten Beratungsangebote für die Fachberatungsstellen und ihre Fachkräfte innerhalb des Netzwerks der Beratungsstelle Radikalisierungdes BAMF. Eine enge Partnerschaft verbinden wir u.a. mit:

Weiterhin stehen wir in Kontakt mit Kammern und Fachgesellschaften unserer Berufsgruppen wie zum Beispiel der Psychotherapeutenkammer Berlin der DGPPN oder DGPT.

Die Teilnahme an Kongressen – auch mit eigenen Inputs – ermöglicht darüber hinaus dem weiteren Fachaustausch, z.B. beim Deutschen Präventionstag oder MOTRA-K.

Exkurs: Im Gespräch bleiben in Krisenzeiten

Krisen als gesellschaftliche Herausforderung

Unsere Gesellschaft wird in den letzten Jahren mit multiplen Krisen konfrontiert. Kriege, Terrorismus und innergesellschaftlicher Extremismus bedrohen nicht nur das pluralistische Gefüge, sondern wirken sich auch unmittelbar auf die individuellen Lebens- und Erfahrungswelten aus.

Gleichzeitig haben in breiten Teilen der Bevölkerung Verunsicherung, Ohnmachtsgefühle, Wut und Zukunftsängste deutlich zugenommen. Aus dieser Situation der Orientierungslosigkeit versuchen vor allem reaktionäre Bewegungen und extremistische Gruppen ihren Nutzen zu ziehen. Diese machen die Demokratie und die pluralistische Gesellschaft für komplexe Krisen verantwortlich. Stattdessen bieten sie einfache Lösungskonzepte an, die meist auf autoritären und illiberalen Ideologien basieren, und einem Zusammenleben in Freiheit und Würde entgegenstehen. 

Die Sprachlosigkeit überwinden

Auch wir als Team von Psychotherapeut*innen, Psychiater*innen und Sozialwissenschaftler*innen müssen uns mit diesen Entwicklungen auseinandersetzen und einen Umgang damit finden. Hinwendungsprozesse können neue Belastungen und neues Leid erzeugen – für die Person selbst, aber auch für ihre Familie, ihr nahestehende Personen oder das Umfeld. In der Folge zieht Radikalisierung nicht selten Sprachlosigkeit, weitere Konflikte oder auch Kontaktabbrüche nach sich. So können Prozesse begünstigt werden, die die Hinwendung zu menschenfeindlichen Strömungen beschleunigen und die Radikalisierung weiter vorantreiben. Insofern kann die Dynamik der Radikalisierung dann eine neue Form des Leids nach sich ziehen, welches sich auch als „sekundäres Leid“ bezeichnen lässt. 

Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit besteht darin, im Gespräch mit Ratsuchenden, deren Angehörigen oder Fachkräften Wege zu eruieren, wie Menschen in Zeiten multipler Krisen mit ihren Belastungen auf eine Weise umgehen können, ohne auf extremistische Angebote zurückgreifen zu müssen. 

Als Psychotherapeut*innen und Sozialwissenschaftler*innen unterstützen wir Menschen, die neue Umgangsweisen mit ihrer persönlichen Situation finden möchten, indem sie sich von extremistischen Angeboten oder Zugehörigkeiten lösen und so ihr Leben auf eine neue Basis stellen.

Verstehender Zugang zu individuellem Erleben

Wir stellen das Erleben und die Geschichten der Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Uns ist wichtig, die Bedürfnisse und Beweggründe von Menschen mit besonderen Belastungen zu verstehen. Wir begegnen ihnen und ihrem Umfeld offen und greifen dabei auf viele Jahre der kultur- und religionssensiblen Arbeit zurück. 

Unsere Angebote

Für Fachkräfte im Bund

nexus bietet allen Fachkräften der Fachberatungsstellen im BAMF-Netzwerk Radikalisierung sowie in den Bundesländern bei Bedarf psychotherapeutische und psychiatrische Fallhilfen und Beratung an.

Für Berliner Fachkräfte

Die Fachstelle Berlin von nexus bietet Fachkräften in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit in Berlin eine direkte Zusammenarbeit bei der Arbeit mit Beratungssuchenden an.

Für Beratungssuchende

nexus bietet Beratungssuchenden direkte Unterstützungsangebote an. Psychisch belastete Menschen, die aussteigen möchten oder Angehörige können sich an nexus wenden.

Gefördert durch: